Das Mittelalter umfasst einen Zeitraum von rund tausend Jahren. Es beginnt mit dem Zerfall des Römischen Reiches und der durch den Einfall der Hunnen ausgelösten Völkerwanderung am Ende der Spätantike und endet mit der Renaissance. Ein genaues Datum lässt sich weder für den Beginn, noch für das Ende des Mittelalters festmachen. So stehen bedeutende Ereignisse der Geschichte wie die Eroberung Roms im Jahre 410 n.Chr. durch die Westgoten und die Absetzung des letzten weströmischen Kaisers Romulus Augustus im Jahre 476 n.Chr. sowie die Erfindung des Buchdrucks um das Jahr 1450 beispielhaft für den Beginn bzw. das Ende dieser Epoche.
Früh-, Hoch- und Spätmittelalter
Das Mittelalter teilt sich in das Früh-, Hoch- und Spätmittelalter.
Das Frühmittelalter ist geprägt durch die Zeit der Völkerwanderung und wird von einzelnen Herrschern wie Alarich, dem Merowingerkönig Chlodwig oder Karl Martell und seinem Enkel Karl dem Großen und ihren militärischen Erfolgen dominiert.
Das Hochmittelalter steht für die Herausbildung frühstaatlicher Strukturen in Europa und den Aufschwung des Rittertums unter den Ottonen. Die Kreuzzüge und die Entstehung der Ritterorden fallen ebenso in diese Zeit wie die wachsende Macht des Klerus und des Papsttums sowie der Konflikt mit der „weltlichen“ Macht, der im Investiturstreit und dem wohlbekannten „Gang nach Canossa“ gipfelt.
Im Spätmittelalter erleben die Städte und das Bürgertum ihren Aufschwung und verdrängen den Adel von seiner jahrhundertealten Vorherrschaft. Die katholische Kirche erlebt mit dem Albigenserkreuzzug und dem beginn der der Inquisition eines der dunkelsten Kapitel ihrer Geschichte und militärhistorisch verändert der Einzug der Feuerwaffen mehr als nur die Art und Weise der bewaffneten Konflikte.
Große Herrscher wie die beiden „Großen“ Karl und Otto sowie Friedrich I. „Barbarossa“ und sein Enkel Friedrich II. oder der englische König Richard Löwenherz stehen, ebenso wie die Kreuzzüge, stellvertretend für das heroische und epische Mittelalter. Weniger bekannt, aber umso bedeutender, ist das Mittelalter für die Erfindung des Bankwesens, der Entstehung von Städten in ihrer heutigen Form und der Erschaffung der Grundlagen der modernen Demokratie mit dem Lehenswesen und der Magna Carta.
Fakten oder Fiktionen: Das heutige Bild des Mittelalters
Die Zeit zwischen dem Westgotenkönig Alarich und „dem letzter Ritter“ Kaiser Maximilian wurde in späteren Epochen sowohl negativ als auch positiv verklärt. Für die Gelehrten und Künstler der Renaissance war das Mittelalter das „dunkle Zeitalter“ zwischen dem antiken Rom und dessen „Wiederbelebung“ (französisch: renaissance). Für die Romantiker des 19. Jahrhunderts war sie ein Hort von ritterlichen Tugenden, ruhmreichen Turnieren und erfüllten Liebschaften.
Das wahre Mittelalter war geprägt von Gewalt und Krieg, festen gesellschaftlichen Strukturen, dem wachsenden Einfluss der Kirche, Hunger und Verarmung großer Teile der Bevölkerung. Nicht nur verheerende Kriege trugen immer wieder zur Entvölkerung ganzer Landstriche bei, sondern auch regelmäßige Missernten oder Seuchen wie die Pest.
Das Mittelalter ist eines der vielfältigsten Zeitalter der Menschheitsgeschichte. Die vergleichsweise dürftige Dokumentation sowie seine posthume Verklärung sorgen für unser heutiges, idealisiertes Bild des mittelalterlichen Lebens. Licht in das „dunkle Zeitalter“ zu bringen, ist die Aufgabe von Historikern und Archäologen, aber auch von (mittelalter-) begeisterten Händlern und Handwerkern, Hobbyforschern und Medivalisten. Alle zusammen vereint der Wunsch, durch den regelmäßigen Austausch und die experimentelle Archäologie Aufschlüsse über das tägliche Leben im Mittelalter zu erhalten. Veranstaltungen mit hohem authentischen Anspruch wie die Freienfelser Ritterspiele dienen nicht nur als Plattform zur Darstellung und zum Austausch, sondern auch dazu, ein immer besseres und klareres Bild über das Leben im Mittelalter zu bekommen.